Same Same but different

Guten Morgen Delhi! Mit dem dringenden Wunsch nach mehr Schlaf endet unsere Nacht gegen 9h und das auch nur weil der aufkeimende Lärm von Delhis Strassen den Wecker übertönt. Zeit wird es eh, da wir mit Lalli zum Frühstück verabredet sind. Da wir überpünktlich sind, entscheiden wir uns im Hotel noch das obligatorische Toast mit Jam mitzunehmen, was sich Aufgrund der 2* c.t. Problematik nicht als Fehler herausstellt. Gegen 10h30 kommt Lalli dann und holt uns ab – er kommt mit seiner Enfield mit Beiwagen, ja mit Beiwagen. Und nun stellt euch das Bitte vor … Ein Bild davon gibt es leider nicht aber folgende Bilder helfen sicher weiter.

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Lalli zeigt uns sein Karol Bagh. An zig Ecken wird er gegrüßt, man hupt oder winkt ihm zu, andere schauen wohl etwas erstaunt über das Dreigestirn mit Turban, Helm und Haar, das sich dort den Weg durchs Gedränge hupt. Nach ca. 15 Minuten Fahrt erreichen wir ein kleines Restaurant mitten im Shoppingviertel Karol Bagh. Hier halten wir und ich schäle mich aus dem Beiwagen. Eigentlich wollten wir Lalli zum Frühstück einladen, doch ganz Keck dreht er den Spieß um. Er bestellt uns ein Frühstück, das etwa so aussieht wie eine gelbe Kichererbsenpaste, dazu eine eingelegte scharfe Möhre, etwas Nan und Joghurt gegen die Schärfe. Insgesamt war es sehr lecker und wurde nur noch abgerundet durch die persönliche Versorgung mit Tee / Kaffee durch Lalli selbst. In Indien gibt es alles – aber nicht immer am gleichen Ort. Der Tee / Kaffee kam von einem Laden aus der Nachbarschaft, wir wissen nicht woher. Nachdem wir dann schon mitten beim 2. Frühstücken waren, kam dann auch Lalli dazu uns beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Er erzählte uns einiges über Delhi, Karol Bagh und über das kleine Frühstücksrestaurant, das mit mit ca. 60 Jahren eines der ältesten Geschäfte am Ort ist. Nach dem Frühstück kaufte Lalli noch einige Süßigkeiten für die später geplante Puja und wir setzten uns zu Dritt wieder auf die Enfield mit Beiwagen um zu Inder Motors weiter zu reiten.

Gegen 12h sind wir nun bei Inder Motors. Unsere Pferde sind bereit, aber wer meine es geht sofort los, der hat sich getäuscht, Zeit zu haben ist, was man hier lernt. Es geht los um ca. 12h30 – wir gehen auf Testride mit den Enfields. Markus hat selbst eine Enfield, für ihn ist das also nix besonderes. Ich dagegen bin meine große 900er Diversion von Yamaha gewohnt, ich bin zwar schonmal auf Markus seiner gefahren und habe mir in Dortmund eine Enfield zur Probefahrt geliehen, aber das ist was anderes. Also los gehts. Pinky (Spitzname) fährt vor, dann ich und zuletzt Markus. Eine gute Stunde fahren wir durch den Verkehr von Delhi bis nach Neu-Delhi und zurück, quälen und üben uns in den indischen Verkehrsgewohnheiten. Überholen rechts oder links mit hupen! Oder quer den Kreisverkehr schneiden ist hier die einzige Chance dem Verkehr Herr zu werden. Löcher und Geschwindigkeitsbuckel so tief und so hoch wie der Krater einer halbzentner Bombe sind hier normal. Nach dem wir die Probefahrt gemeistert haben, ergeben sich noch ein paar Kleinigkeiten, die der Korrektur bedürfen. So möchte Markus noch mehr Gehör finden und er lässt noch den Silencer (Schaldämpfer) entfernen – zuhause unmöglich! Nun bekommen wir noch eine Einweisung in die Mechanik und Technik der Enfield: Hinterrad, Vorderrad ausbauen und auch wieder einbauen, Kette spannen (Fett?), Öl Check, Elektrik und Sicherungen, Markus kennt fast alles, ich schau zu und bin gespannt, ob das alles auf der Tour so passt. Alle 500km Öl prüfen, Schrauben nachziehen und andere Kleinigkeiten gehören nun mit zum Programm. Zu letzt noch der Check der Werkzeuge und Ersatzteile die uns auf unserer ca. 5000km Tour durch Rajasthan begleiten werden.

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Gegen 14h30 grummelt der Magen – es ist nur Hunger – und Markus will noch Enfield Ersatzteile besorgen. So entscheiden wir uns Inder Motors nochmal etwas Zeit zu geben, um die restlichen Wünsche zu erfüllen und verschieben die Puja auf 16h30. Gleich um die Ecke ist ein kleiner Enfield Zubehör und Teile Laden, Markus hat die Wunschliste schon zuhause mit Hilfe der Webseite des Händlers gefüllt und steht diesem nun mit seiner Liste gegenüber. Bei jedem Bild, das er ihm zeigt, heißt es “Yes we have” und allzuoft wird dies dann gefolgt vom “Same, Same”. Das heißt aber eben noch lange nicht, dass es auch wirklich DAS ist was man sich ausgesucht hat. “Same, Same – but different” ist der Ausdruck für die indische Vergleichstaktik von unterschiedlichen Dingen, die eigentlich überhaupt nicht gleich sind. Nach fast 2h und einigen Ortswechseln zum Lager des Händlers nähert sich auch die Zeit, um die Puja zu begehen und wir beauftragen den Händler den ganzen Kram für 19h zusammenzutragen – wir sind gespannt ob das klappt. So ziehen wir ab um pünktlich um 16h30 bei Inder Motors zu sein.

Puja

Puja (Hinduismus)

Zurück bei Lalli treffen wir weitere Biker, die Morgen auf Tour gehen. Ein slowenisches Pärchen aus Deutschland und zwei spanische Jungs. Mal sehen, ob wir diese Unterwegs nochmal wieder treffen. Aber nun wird es Zeit für unser Puja. Lalli hat alles vorbereitet. Die beide Enfields bekommen einen Blumenkranz und etwas von den gekauften Süßigkeiten wird auf einen kleinen Aufkleber – der ein Abbild des Gottes Ganesh mit Elefantenkopf zeigt – am Lenkrad gelegt. Dann spricht er einige Worte, um unserer Tour alles Glück mitzugeben, das wir benötigen. So sind wir nun gerüstet und dürfen unsere Pferchen satteln und fahren damit direkt zum Hotel. Endlich stellt sich das Gefühl ein, dass es los geht!

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Wir haben die Motorräder vor dem Hotel abgestellt! Nun heißt es noch indische Simkarten besorgen, Abendessen und die Teile für Markus holen. Gute Tipps bekommt man von den Alteingesessenen, so auch diesmal haben wir unsere Simkarten unproblematisch um die Ecke bekommen, in einem Shop, dessen Inhaber der – … egal, ein guter Tipp von Lalli. So sind wir nun für 12€ / 999Rp in Indien erreichbar.

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Weil es gestern so lecker war, gehen wir heute nochmal ins Ganesh und genießen diesmal Chicken Tandoori mit Butter Nan. Nach einer leckeren Mahlzeit schlendern wir gegen 19h rüber zum Enfield Teile Laden, um Markus’ Wunschliste auch Realität werden zu lassen. Wir sind gespannt, ob die Sachen bereit liegen …

Same, Same – but different

Eine große Kiste mit Dingen erwärmt das Herz von Markus, doch es ist nicht alles Brass (Messing) was golden schimmert. In einer fast einstündigen Tortur zeigt uns der Händler die Teile. Ihm wird erklärt, dass es nicht “Same, Same” ist. Er nimmt es weg, holt was anderes, legt es wieder hinzu, telefoniert, Leute kommen und gehen, bringen Dinge, holen Pakete und und und … bis am Ende eine zum Teil befriedigende Kiste mit Teilen vor uns steht. Nun heißt es verhandeln und die Kiste für den Versand nach Hause noch bei Inder Motors abzugeben. Kurz vor Toreschluss schlagen wir dann nochmal und letztmalig bei Lalli im Laden auf, um die erworbenen Güter für den Versand abzugeben. Hier treffen wir nochmal auf die anderen Mutige und verabschieden uns von allen mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen eventuell in Jaipur. Nun heißt es Taschen umpacken, morgen geht es um 8h los nach Kot Putli, das auf halbem Weg nach Jaipur liegt. Es soll Dienstag regnen und da Montag der indische Sonntag ist habe wir uns entschieden einen Tag eher loszubrausen.

4 thoughts on “Same Same but different

  1. Hallo Timo, ich war letztens bei euch im Büro. Total übermüdet und trotzdem glückliche Mama! Ich habe mich sehr amüsiert beim lesen, weiter so! und ach ja: Ein frohes neues Jahr nach Indien! LG Kirstin

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